Die evangelische Gemeinde Weiden ist 1948 aus der Ev. Gemeinde Frechen hervorgegangen, die seit 1543 besteht und damit die älteste ev. Kirchengemeinde im Kölner Raum ist. Anders als Brauweiler, Junkersdorf, Königsdorf, Lövenich und Weiden, die zum Kurerzstift Köln gehörten, wo bis1802 alles ev. Gemeindeleben streng verboten war, unterstand Frechen der Herrschaft des Herzogtums Jülich, wo der neue ev. Glaube „geduldet“ wurde.

1568 wurde Graf Floris I. von Palandt, Herr der „Herrlichkeit Frechen“, reformiert. Er förderte die ev. Gemeinde, die nun den ersten ev. Gottesdienst feiern konnte, großzügig. Sie trat 1570 vom evangelisch-lutherischen zum evangelisch-reformierten Bekenntnis über, war presbyterial-synodal verfasst und nutzte den Heidelberger Katechismus von 1563. Graf Floris half auch den reformierten Holändern beim Freiheitskampf gegen das katholische Spanien: Viele Jahre fanden holländische Glaubensflüchtlinge in Frechen und der „Heimlichen Gemeinde Köln“ eine Zuflucht. „Gösen“ wurden die Evangelischen in Frechen noch bis 1945 genannt, was auf das holländische Wort „Geusen (=Bettler, ev. Widerstandskämpfer) zurückgeht.

Auch wenn 1614 der Jülicher Landesherr wieder zur kath. Konfession übertrat, konnte die Ev. Gemeinde Frechen trotz immer stärkerer Behinderungen überleben. (So wurde ihr zum Beispiel 1620 das Prediger-Haus weggenommen und den Katholiken übergeben.) Viele honorige Spenden aus Köln, vom Niederrhein und aus Holland hielten trotz aller Not der Gegenreformation die kleine verarmte Gemeinde über Wasser. 1715 konnte die Gemeinde Dank vieler Spenden sogar eine ev. Kirche und ein Pfarrhaus bauen, die zwar am 1.9.1715 durch aufgestachelte katholische Studenten zerstört, aber sofort wieder aufgebaut wurden. Mit vielen ev. Gästen aus Köln wurde die Ev. Kirche am 18.7.1717 mit einem Festgottesdienst eingeweiht.

Erst 1920 wurde dieses Kirchengebäude – wegen des starken Anwachsens der Gemeinde, besonders im Weidener Raum – vom Architekten Emil Schreiterer, auch Presbyter für Weiden in Frechen, stark erweitert und dann später renoviert. Zur Ev. Gemeinde gehörten viele Töpfermeister und (weltberühmte) Keramik-Kunsthandwerker: Das Siegel der Ev. Gemeinde Frechen verweist darauf. Das dramatische Auf und Ab der Geschichte zeigt die Zahl der Gemeindeglieder: 1568, beim ersten bezeugten ordentlichen Ev. Gottesdienst dürften über 100 Leute zur Gemeinde gehört haben, 1648 waren es nur noch 60. 1715 wieder 100; 1815, als Frechen zu Preußen kam, 100 Evangelische; 1875 werden 114 Seelen gezählt.

Unter Pfarrer Mahrenbach begann der Anstieg: durch neue Eisenbahnlinien, das Anwachsen der Braunkohlenindustrie und starken Zuzug ins Frechener Gebiet umfasste 1910 die Gemeinde schon 1.333 Personen, davon 312 in Weiden und 46 in Brauweiler. Daher beschloss Pfarrer Mahrenbach, für die Evangelischen aus Lövenich/Weiden – die zum Gottesdienst bisher nach Frechen fuhren – eigene Gottesdienste abzuhalten. Am 21.4.1907 fand der erste ordentliche Gottesdienst auf Weidener Gebiet statt im Saal der Restauration H. Horst (heute Gaststätte „Hubertus“, Brauweiler Straße in Lövenich).

1912, nach dem Tod von Pfarrer Mahrenbach, wurde Pfarrer H. Weller (bis 1950) sein Nachfolger. In seiner Zeit wuchs die Gemeinde – besonders in Weiden – stark an.

1914 wurden die Weidener Frauenhilfe und der erste Kirchenchor gegründet.

Da viele Gemeindeglieder den Gasthaussaal H. Horst zum Gottesdienst als unwürdig empfanden, beschloss das Frechener Presbyterium: In Weiden muss eine eigene Kirche gebaut werden! Ein Kirchbauverein und seine Baukommission entstanden, in die 1926 der Bergwerksbesitzer Rolff gewählt wurde.

Nach vielen Planungen dann 1929 die sensationelle Wende: Alle Neubaupläne wurden abgesagt: Das Presbyteriumsprotokoll vom August 1929 berichtet, dass das vom Architekten Emil Schreiterer schon 1912 erbaute geräumige Ausflugslokal Florian in Weiden zum günstigen Preis von 115.000,00 RM zu erwerben sei. Man griff zu. Herr Rolff schenkte 35.000,00 RM, ein großer Zuschuss kam von der Landeskirche und der Rest wurde finanziert.

Und nun gewann alles schnell Gestalt: am 25.6.1930 begann der Umbau des bisherigen Tanz- und Ballsaales, und schon am 5.10.1930 fand die „Feier der Einweihung der evangelischen Kirche nebst Gemeindehaus in Weiden bei Köln, Aachener Straße 62“ statt. Es war ein denkwürdiger Gottesdienst! Pfarrer Weller hatte eines seiner wichtigsten Ziele erreicht: die „Filialgemeinde Weiden“ der Ev. Gemeinde Frechen hatte eine eigene Kirche!

In den folgenden Jahren nahm das Gemeindeleben in Weiden einen enormen Aufschwung: Viele Veranstaltungen der Frauenhilfe fanden statt, die zum Motor der zusammenwachsenden Gemeinde wurde. 1931 wurde der erste Küster, Her Keulen, eingestellt. Ihm ist einiges an der Garten- und Parkanlage zu verdanken.

Schnell gewann die Filialgemeinde Weiden Anschluss an die Kölner Gemeinden: 1933 veranstaltete z.B. der Verband ev. Kirchenchöre aus Köln ein Sonntagskonzert im Park vor der Kirche. Der Posaunen- und Kirchenchor war sehr aktiv. Am 19.11.1933 feierte man den 450. Geburtstag Martin Luthers: die Weidener lösten sich schon damals allmählich aus der reformierten Tradition der Ev. Kirchengemeinde Frechen.

In den folgenden Jahren legten sich dann die Schatten der NS-Zeit und des Krieges auf unser geräumiges Gemeindezentrum: Es wurde ab 1934 oft von vielen unserer Kirche nicht immer nahestehenden Gruppen zweckentfremdet. Schließlich wurden 1939 deutsche Truppen einquartiert, später dann sogar ein Lazarett betrieben. Ab 1941 kam das Gemeindeleben an Abenden fast zum Erliegen.

Seit 1930 hatten Vikare oder Hilfsprediger aus Frechen die Weidener Gemeinde betreut. Der letzte kam 1940, der überaus beliebte und kontaktfreudige Pastor Kallweit. Er führte die Gemeinde durch die Zeit des 2. Weltkrieges und sorgte nach 1945 für eine schnelle Wiederherstellung des durch viele Fremde zweckentfremdeten Gemeindehauses.

Durch die vielen evangelischen Flüchtlinge aus dem Osten Deutschlands war die Zahl der Weidener Gemeindeglieder stark angewachsen, und es wurde klar: Weiden muss eine eigenständige Gemeinde werden. Am 10.3.1947 teilte Pastor Kallweit mit, dass eine Verselbstständigung der Gemeinde von Frechen der Kirchenleitung in Düsseldorf zur Entscheidung vorliege. Am 6.6.1948 war es soweit: die Ev. Gemeinde Weiden (inkl. Junkersdorf, Königsdorf, Widdersdorf) wurde zum 1.1.1948 aus der Mutterkirche entlassen. Die Weidener im Frechener Presbyterium bildeten nun das Presbyterium Weiden. Der frühere Frechener Hilfsgeistliche Pastor Kallweit wurde erster Pfarrer der Ev. Gemeinde Weiden. Er verunglückte 1950 tödlich mit dem Motorrad.

Aber es war noch viel zu tun, bis das Gemeindehaus zu dem Gemeindezentrum wurde, wie wir es alle heute kennen. Die sollte vor allem dem Nachfolger, Pfarrer Fiebig (1950-1963), vorbehalten bleiben.

Die Anfangsjahre 1948 bis 1963